26.02.08

And the Oscar goes to ... Austria!

Ganz Österreich ist liegt seit dem 24.2.2008 in einem euphorischen Oscar-Taumel, nachdem wir den ersten Auslandsoscar für Stefan Ruzowitzkys Film Die Fälscher erhalten haben.

In der 80jährigen Geschichte der Academy Awards sind bisher über 30 mal Oscars an Österreicher vergeben worden – die genaue Zahl ist nicht leicht auszumachen, weil ja die Zuordnung als "Österreicher" nicht so einfach ist: Von 1867 bis 1918 setzte sich die Österreichisch-Ungarische Doppelmonarchie aus den beiden Staaten Cisleithanien und Transleithanien sowie dem gemeinsam verwalteten Bosnien und Herzegowina zusammen. Wer damals in Ungarn geboren wurde, wird sich wohl kaum selbst als "Österreicher" bezeichnet haben.

Und ein sehr großer Teil von österreichischen Kulturschaffenden (eben auch: Filmschaffenden) musste Österreich aus bekannten Gründen in der Zeit vor und während des 2. Weltkriegs verlassen und hat unter anderem in Amerika Lebensglück gefunden und berufliche Höchstleistungen errungen, die mitunter mit einem Oscar belohnt wurden. Auch hier könnte man die grundsätzliche Frage stellen, ob die sich als "Österreicher" titulieren lassen, selbst wenn sie hier geboren sind.

Bei einer großzügigen Auslegung gibt es jedenfalls folgende österreichische Oscars:
(Hinweis: Als Jahreszahl ist jeweils das Jahr der Verleihung des Oscars angeführt; in der Regel ist das Entstehungsjahr des Filmes dann ein Jahr zuvor)

6 Oscars:
Billy Wilder, geb. 1906 in Sucha, Galizien (heute: Sucha Beskidzka, Polen):
1946 2 Oscars, jeweils einer als Regisseur und Drehbuchautor von The Lost Weekend
1951 als Drehbuchautor für Sunset Boulevard
1961 3 Oscars, jeweils einer als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von Das Appartement
1988 erhielt er noch den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk

4 Oscars:
Fred Zinnemann, geb. 1907 in Wien:
1952 bester Dokumentar-Kurzfilm: Benjy
1954 als Regisseur von From Here To Eternity
1967 2 Oscars, je einer als Regisseur sowie für den besten Film A Man for All Seasons

3 Oscars:
Maximilian ("Max") Raoul Steiner, geb. 1888 in Wien:
1936 beste Musik zu Der Verräter
1943 beste Musik zu Reise aus der Vergangenheit
1945 beste Musik zu Als du Abschied nahmst
Steiner hatte vermutlich die meisten Oscarnominierungen aller Österreicher: zu seinen 3 Oscars wurde er noch insgesamt 21 mal zusätzlich nominiert, u.a. für die Musik zu Vom Winde verweht und Casablanca

3 Oscars:
Sam Spiegel, geb. 1901 in Jaroslau, Galizien (heute: Jaroslaw, Polen):
1955 Produzent des besten Films Die Faust im Nacken
1958 Produzent des besten Films Die Brücke am Kwai
1963 Produzent des besten Films Lawrence von Arabien
1964 erhielt er außerdem den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk.

2 Oscars:
Harry Horner, geb. 1910, Holitz (heute: Holic, Tschechische Republik):
1950 bestes Szenenbild in The Heiress
1962 bestes Szenenbild in The Hustler
Er ist übrigens Vater des 1953 (in Los Angeles) geborenen James Horner, der ebenfalls bereits 2 Oscars erhalten hat (beide 1998 für die Filmmusik zu Titanic: beste Filmmusik und – mit My Heart Will Go On auch den besten Originalsong)

Jeweils 1 Oscar:

1937: Paul Muni, geb. 1895 als Meshilem Meier Weisenfreund in Lemberg, Galizien (heute: Lwiw, Ukraine): bester Hauptdarsteller in The Story of Louis Pasteur

1938: Joseph Schildkraut, geb. 1896 in Wien, bester Nebendarsteller in The Life of Emile Zola

1938: Karl Freund, geb. 1890 in Königinhof an der Elbe, Böhmen (heute: Dvůr Králové nad Labem, Tschechische Republik): beste Kamera in The Good Earth. 1955 gewann er außerdem den Technical Achievement Award (gemeinsam mit Frank Crandell) für die Entwicklung eines speziellen Belichtungsmessers.

1939: Erich Wolfgang Korngold, geb. 1897 in Brünn (heute: Brno, Tschechische Republik): beste Musik in The Adventures of Robin Hood. Korngold schrieb auch die Filmmusik zu Anthony Adverse, die 1936 als Beste Filmmusik mit dem Academy Award ausgezeichnet wurde. Den Oscar bekam allerdings nicht Korngold, sondern Leo F. Forbstein, damaliger Direktor des Warner Brothers music departments.

1942: Nathan Juran, geb. 1907 in Gura Humora, Bukovina, Austria-Hungary (heute: Gura Humorului, Rumänien): bestes Szenenbild im Film How Green Was My Valley. Das war interessanterweise ein Schwarz-Weiß-Film.

1943: George Froeschel, geb. 1891 in Wien, bestes adaptiertes Drehbuch für Mrs. Miniver

1952: John Alton, geboren als Johann Altmann 1901 in Ödenburg (heute: Sopron, Ungarn): bester Kameramann im Film An American in Paris

1954: Walter Reisch, geb. 1903 in Wien, bestes Originaldrehbuch für Titanic (das war aber nicht der 1998 mit 11 Oscars prämierte Film von James Cameron …)

1959: Frederick Loewe, geb. 1901 in Wien, bester Song in Gigi. Es ist allerdings unklar, ob Loewe (u.a. auch Komponist von "My fair Lady") überhaupt ein Österreicher (im Sinne von: "In Österreich geboren") ist. Manche Quellen geben Wien als Geburtsort an, andere Berlin.

1961: Ernest Gold, geb. 1921 in Wien: beste Filmmusik zu Exodus

1962: Maximilian Schell, geb. 1930 in Wien, bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg. Schell war am Tag der Zeremonie übrigens 31 Jahre und 122 Tage alt, und damit der bisher viertjüngste Oscar-Gewinner in der Kategorie "männlicher Hauptdarsteller" der Geschichte.

1979: Peter Zinner, geb. 1919 in Wien: bester Schnitt in The Deer Hunter

2008: Stefan Ruzowitzky, geb. 1961 in Wien, für den besten ausländischen Film Die Fälscher

Einige bekannte österreichische Nicht-Gewinner (mit zumindest mit einer Oscar-Nominierung)

3 Nominierungen:
Otto Preminger, geb. in Wiznitz (heute: Vyzhnytsia, Ukraine) war 1945, 1960 und 1964 als bester Regisseur nominiert.

2 Nominierungen:
Robert Stolz, geb. 1880 in Graz, war 1941 für den besten Song und 1945 für die beste Filmmusik nominiert

Jeweils 1 Nominierung:
1962: Lotte Lenya, geb. als Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer 1898 in Wien, wurde für die beste Nebenrolle in The Roman Spring of Mrs. Stone vorgeschlagen. Sie ist übrigens die erste und einzige Österreicherin, die jemals für einen Oscar nominiert wurde.

1966: Oskar Werner, geb. 1922 in Wien, nominiert als bester Hauptdarsteller

1986: Klaus Maria Brandauer, geb. 1944 in Bad Aussee, als bester Nebendarsteller in Jenseits von Afrika nominiert. Außerdem stand er bereits 1982 auf der Oscar-Bühne, als er selbige einfach als Hauptdarsteller des besten ausländischen Films( Mephisto) stürmte – aber nur, um seinem ungarischem Regisseur, István Szabó, zu gratulieren.

1987: „38 – Auch das war Wien“ von Wolfgang Glück, nominiert als bester Auslandsfilm

2006: Hubert Sauper, geb. 1966 in Kitzbühel, war Regisseur des Oscar-nominierten Dokumentarfilms „Darwins Alptraum“

Ein Film, bei dem zwar kein Österreicher mitgewirkt hat, der aber Österreich weltberühmt machte, gewann 1966 gleich 5 Oscars: The Sound of Music. Die einzige Österreicherin, die am Film beteiligt war, war (die echte) Maria Augusta von Trapp, geb. 1905 in Wien. Sie schrieb am Drehbuch mit und ist in einer ganz kurzen Szene sogar zu sehen.

Zum Abschluss dürfen wir natürlich Arnold Schwarzenegger nicht vergessen (geb. 1947 in Thal, Steiermark). Auch wenn er selbst nie einen Oscar erhalten hat, hielt er die Statue doch schon einige Male in Händen. Indem er sie den Gewinnern überreichte:
1984 überreichte er den Technical Achievement Award.
1995 übergab er den Irving G. Thalberg Award an Clint Eastwood.
1998 stellte er einen der Kandidaten zum Besten Film vor: Titanic (der Film hat dann tatsächlich 11 Oscars gewonnen).
2000 übergab er den Oscar an John Nelson, Neil Corbould, Tim Burke und Rob Harvey für die Besten visuellen Effekte in Gladiator.

Österreichs Motto für die 81. Academy Awards nächstes Jahr kann also nur lauten:
"We`ll be back!"

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

WOW, da hast du aber gut recherchiert. Interessante Liste.

Gratulation an Stefan Ruzowitzkys und seine Crew an dieser Stelle für den wohlverdienten OSCAR.

Dougi
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