10.03.10

And the Oscar goes again to ... Austria!

Nach zwei Jahren hat also wieder "Österreich" einen Oscar gewonnen: Der 1956 geborene Christoph Waltz wurde als bester Nebendarsteller im Film Inglourious Basterds ausgezeichnet. In diesem Film spielte übrigens (nur) noch ein weiterer Österreicher eine Nebenrolle: Der Klagenfurter Vitus Wieser mimt einen französischer Kellner – wird aber im Abspann nicht erwähnt…

Christoph the Oscar Waltz wurde in Wien geboren, ging auch hier zur Schule und studierte am Max Reinhardt Seminar, einem Institut der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Heute lebt er in London und Berlin – der Oscar trägt aber (zumindest hierzulande) unbestritten Rot-Weiß-Rot. Und zwar zum 31. Mal. (Siehe auch den Blogeintrag zum 30. österreichischen Oscar).

Oscar-veredelte Schauspielerkollegen von Christoph Waltz sind Joseph Schildkraut (1938 wie Waltz bester Nebendarsteller, und zwar in The Life of Emile Zola), sowie die beiden Hauptdarsteller Paul Muni (1937 für The Story of Louis Pasteur) und Maximilian Schell (1962 für Das Urteil von Nürnberg). Die weiteren 27 österreichischen Oscars wurden in anderen Kategorien errungen.
1937 spielte Paul Muni den französischen Wissenschafter Louis Pasteur; 1938 Joseph Schildkraut den französischen, jüdischen Offizier Alfred Dreyfus. Maximilian Schell wurde für die Rolle des Verteidigers von vier Angeklagten im Nürnberger Prozess ausgezeichnet; Christoph Waltz für die Darstellung eines SS-Standartenführers im von Nazis besetzten Frankreich.

Natürlich könnten wir auch jene Oscars zu (Halb-)Österreichern machen, die von Rachel Weisz oder Barbra Streisand gewonnen wurden. Rachel Weisz erhielt 2006 den Oscar für die Hauptrolle in Der ewige Gärtner – ihre Mutter, Edith, war Wienerin. Und Barbra Streisand bekam 1969 einen Oscar für ihre Hauptrolle in Funny Girl. Ihre Großeltern, Isaac und Anna Streisand, stammen aus Bereschany, und das lag zur Zeit ihrer Geburt (der der Großeltern, nicht im Geburtsjahr Barbras) innerhalb des österreich-ungarischen Habsburgerreiches (heute: Ukraine).

Aber so viel Chuzpe haben selbst wir nicht.

21.07.08

ClubMed

Vor einer Woche wurde in Paris die Union für das Mittelmeer gegründet. Eigentlich gibt es ja nur 22 Anrainerstaaten an das Mittelmeer, trotzdem haben 43 Länder das Abkommen unterzeichnet. Und obwohl Österreich ein reiner Binnenstaat ist, sind wir als Mitglied der EU voll mit dabei.

Immerhin war Österreich in seiner Geschichte ja auch nicht immer ein Binnenland:
In der Mitte des 14. Jahrhunderts fiel der Hauptteil der Krain (heute: Slowenien) an die Habsburger. Später kauften sie die Herrschaft Postojna dazu und 1382 schließlich schloss sich Triest (angeblich freiwillig) Österreich an. Damit hatte die Donaumonarchie seinen Zugang zum Meer.
Bis 1918 gehörte Triest zu Österreich-Ungarn und war die Hauptstadt des immer größer werdenden Österreichischen Küstenlandes (das heutige Istrien) und Österreich lag somit an der Adria. (Noch heute liegt am Molo Sartorio in Triest der Pegel, auf den sich unsere Höhen über Adria beziehen).
Rijeka (Fiume) gehörte vom 16. Jahrhundert bis 1918 mit kurzen Intermezzi zu Österreich, Dalmatien war von 1797 bis 1918 ein österreichisches Kronland an der Adria. Für einige Zeit war sogar Venedig – ebenfalls an der Adria gelegen – unter österreichischer Herrschaft.

Bis 1918 konnte man also ruhig behaupten, Österreich liege am Meer.

Das Adriatische Meer selbst ist ja nur ein Teil des Mittelmeers; ans "richtige" Mittelmeer hatte das historische Österreich aber ebenfalls eine Anbindung:
1714 fiel Sardinien an die österreichische Linie des Hauses Habsburg und wurde 1720 gegen Sizilien eingetauscht, das von da an gemeinsam mit dem Königreich Neapel eine Zeit lang zu Österreich gehörte.

Neben Adria und Mittelmeer konnte man in Österreich auch in die Nordsee schwimmen gehen (sofern man die eher kühlen Wassertemperaturen von nicht viel mehr als 20° nicht scheute):

Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg kamen die bis dahin Spanischen Niederlande (das Gebiet des heutigen Belgien und Luxemburg) an die österreichische Linie des Hauses Habsburg und blieben bis 1797 als Österreichische Niederlande bei Österreich. Dann wurden sie mit Frankreich gegen Venetien getauscht (siehe oben). Aber immerhin: Für rund 80 Jahre hatte Österreich auch einen direkten Zugang zur Nordsee. (Wenngleich man zum Beispiel von Wien aus nicht direkt in die Österreichischen Niederlande reisen konnte, sondern durch Preußen fahren musste).

Aber wie gesagt, das ist alles Schnee von gestern.
Mittlerweile ist Österreich wieder nur mehr einer unter 15 Binnenstaaten Europas. Trotzdem wäre es durchaus möglich, von Österreich aus ins Mittelmeer oder die Nordsee zu schwimmen oder sich mit einem Boot ausschließlich auf dem Wasserweg in eines dieser beiden Meere fortzubewegen:

Man könnte an einem beliebigen Fluss in Österreich beginnen; die Wahrscheinlichkeit ist ca. 97%, dass er in die Donau mündet. Diese endet bekanntlich im Schwarzen Meer, von wo man durch den Bosporus ins Marmarameer schwimmen könnte. Das Marmarameer wiederrum kann man durch die Dardanellen wieder verlassen und landet im Ägäischen Meer. Die Ägäis ist bereits ein Teil des Mittelmeeres.

Der Weg zur Nordsee ist es etwas kniffliger, weil man einen der wenigen Flüsse in Österreich finden muss, die in den Rhein oder die Moldau münden.
Zuflüsse zum Rhein findet man in Vorarlberg; Zuflüsse zur Moldau im Waldviertel (Niederösterreich) und Mühlviertel (Oberösterreich).
Vom Rhein geht’s direkt in die Nordsee; die Moldau mündet zunächst in die Elbe, und diese dann bei Cuxhaven auch wieder in die Nordsee.

Letztendlich sind sowohl Nordsee als auch Mittelmeer Teile des Atlantischen Ozeans. Die vier anderen Ozeane der Erde (Nordpolarmeer, Indischer Ozean, Pazifik und Südpolarmeer) sind etwas weiter von Österreich entfernt, aber auch nicht unerreichbar… (Fortsetzung folgt).

11.07.08

Bundeskanzlerei

Gestern haben die österreichische Bundesregierung und der Nationalrat einen vorgezogenen Wahltermin abgesegnet. Der noch amtierende Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat gleichzeitig betont, dass er danach aus der Politik aussteigen werde. Damit wird er jedenfalls unter allen Bundeskanzlern der 2. Republik derjenige mit der kürzesten Amtszeit sein.
Nur für den Fall, dass nach der Wahl am 28. September 2008 die Verhandlungen über eine neue Bundesregierung länger als bis zum 2. Jänner 2010 dauern und Gusenbauer bis dahin mit der Fortführung der Regierung betraut wird, hätte er noch Chancen, Alfons Gorbach zu überholen, der mit 1087 Tagen bisher die kürzeste Kanzlerschaft innehatte (vom April 1961 bis zum April 1964).

Die längste Amtsperiode eines österreichischen Bundeskanzlers war unangefochten die von Bruno Kreisky; sie dauerte 4781 Tage, also etwas mehr als 13 Jahre (1970-1983). An zweiter Stelle liegt Franz Vranitzky mit 3878 Tagen (1986-1997); Bronze geht an Julius Raab (2931 Tage, 1953-1961).

Gusenbauer wird übrigens der bisher einzige Bundeskanzler sein, der bei Beendigung seines Amtes unter 50 Jahre alt ist. Dennoch war er nicht der jüngste Bundeskanzler der Geschichte der 2. Republik. Das war Leopold Figl, bei seinem Amtsantritt am 20.12.1945 gerade einmal knapp über 43 Jahre alt.

Zwei der bisher 10 Bundeskanzler Österreichs waren bei Amtsantritt bereits über 60 Jahre alt, nämlich Julius Raab (61 Jahre) und Alfons Gorbach (62). Kreisky war mit 59 Jahren ganz knapp drunter, gleichzeitig aber der bisher einzige Kanzler, der (während seiner Amtszeit) den 70er überschritt und erst mit 72 Jahren sein Amt niederlegte.

Fünf der zehn Kanzler der 2. Republik sind bereits verstorben, aber kein einziger starb während seiner Amtszeit. (Im Gegensatz übrigens zu 5 von 8 Bundespräsidenten).
Am ältesten wurde Josef Klaus, der im Jahre 2001 nur 20 Tage vor seinem 91. Geburtstag starb. Der älteste noch lebende (Ex-)Kanzler ist Fred Sinowatz, der 2009 seinen 80er feiern wird.

Vier bisherige Kanzler sind geborene Wiener: Kreisky, Vranitzky, Klima und Schüssel.
Zwei wurden in St. Pölten geboren: Raab und Gusenbauer; Figl ist ebenfalls Niederösterreicher.
Jeweils einen Kanzler steuerten Tirol (Gorbach), Kärnten (Klaus) und das Burgenland (Sinowatz) bei.
Vielleicht kommt der nächste Kanzler (oder sogar die erste Kanzlerin!) ja aus einem der anderen vier Bundesländer.

Leopold Figl kommt übrigens aus dem kleinsten aller Geburtsorte eines österreichischen Bundeskanzlers: Rust im Tullnerfeld, 454 Einwohner bei der Volkszählung 2001 (die Einwohnerzahl zur Zeit seiner Geburt (1902) ist mir leider nicht bekannt).

Und: Keiner der österreichischen Bundeskanzler ist an einem Samstag geboren, die meisten sind „Montags-Kinder“ (Klaus, Vranitzky, Gusenbauer).
Dafür scheint der Mittwoch ein ganz schlechter Tag für den Amtsantritt eines Kanzlers zu sein, das ist nämlich noch nie vorgekommen. Beliebte Tage für Amtsantritte sind Dienstag und Donnerstag (je 4 mal), zur Not auch noch Montag und Freitag (je 1 mal).

Gleichmäßig verteilt war bisher übrigens die Parteizugehörigkeit der österreichischen Bundeskanzler mit jeweils 5 ÖVP- und 5 SPÖ-Kanzlern.

Fred Sinowatz hat sich als einziger Bundeskanzler keiner (Nationalrats-)Wahl gestellt.
Leopold Figl, Josef Klaus und Bruno Kreisky waren die einzigen, die eine absolute Mehrheit erreichten: Kreisky gleich dreimal (1971, 1975 und 1979, jeweils über 2.3 Mio Stimmen und über 50% an Stimmen und Mandaten). Zuvor hatte bereits bei der ersten Wahl der 2. Republik die ÖVP (Figl) mit 49.8% die absolute Stimmenmehrheit knapp verfehlt aber eine absolute Mandatsmehrheit erreicht. Auch Josef Klaus erreichte 1966 mit 2.2 Mio Stimmen zwar nur 48,4% der Stimmen aber dennoch eine absolute Mandatsmehrheit.

1953 und 1959 erreichte die ÖVP zwar weniger Stimmen, aber auf Grund der Wahlarithmetik mehr Mandate als die SPÖ und stellte daher den Bundeskanzler. Und bei der Wahl 1999 erhielt Wolfgang Schüssel (ebenfalls ÖVP) zwar nur 26,9% der Stimmen und somit sogar nur den 3. Platz, wurde aber trotzdem Bundeskanzler.

Die wenigsten Stimmen bei einer Wahl erhielten die – zum Zeitpunkt der jeweiligen Wahl noch amtierenden – Kanzler Viktor Klima (1999: 1.5 Mio), Wolfgang Schüssel (2006: 1.616 Mio) und Franz Vranitzky (1994: 1.618 Mio).

In die Ära Vranitzky fallen dafür sowohl der kürzeste als auch der längste Zeitraum zwischen zwei Wahlen: von 1990–1994 lagen 1463 Tage, von1994-1995 nur 434 Tage zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wahlterminen.

Schüssel musste bisher am längsten warten, bis er (nach einer Nationalratswahl) endlich als Bundeskanzler angelobt wurde, nämlich vom 3.10.1999 bis 4.2.2000, also 124 Tage; Gusenbauer immerhin auch noch 102 Tage (vom 1.10.2006 bis 11.1.2007). Der Wechsel von Kreisky zu Sinowatz ging da relativ schnell und es dauerte nur 30 Tage von der Wahl am 24.4.1983 bis zur Angelobung der Regierung Sinowatz am 24.5.1983.

Leopold Figl war der einzige Bundeskanzler, der nach der Beendigung seines Kanzleramtes wieder einer Regierung angehörte (als Außenminister). Wolfgang Schüssel und Alfons Gorbach sind die einzigen, die nach dem Bundeskanzler-Amt wieder für längere Zeit in den Nationalrat gingen.

Gorbach und Gusenbauer sind die einzigen Kanzler, die vor der „Chefposition“ kein anderes Regierungsamt als Minister oder Staatssekretär ausübten. Alle anderen waren zuvor Finanzminister, Außenminister, Wirtschafts- (Handels-, Verkehrs-)Minister oder Unterrichtsminister.

Viktor Klima war im zweiten Halbjahr 1998 für 184 Tage als Bundeskanzler auch Vorsitzender des Europäischen Rates; Wolfgang Schüssel vom Jänner bis Juni 2006. Da das erste Halbjahr aber etwas kürzer ist als das zweite, kam er nur auf 181 Tage Ratsvorsitz. Dafür war er ja bereits 1998 als Außenminister für 184 Tage Vorsitzender im Rat der Europäischen Union…

(Hinweis: Nicht berücksichtigt in diesen Aufzählungen wurde Karl Renner, der von April bis Dezember 1945 als Staatskanzler die provisorische Regierung Österreichs leitete).

12.03.08

Geographische Extremitäten

Vor kurzem war ich in der Umgebung von Lillehammer, Norwegen. Auf 61°8'15'' Breite – meinem bisher nördlichsten Ort Europas, an dem ich je war.

Es wäre theoretisch noch nördlicher gegangen: Der nördlichste Punkt Festland-Europas, den man ohne Schiff oder Flugzeug (oder schwimmend) erreichen kann, ist Knivskjelodden auf 71°11'07'' nördlicher Breite, 4 km nordwestlich des Nordkaps.
Das Nordkap selbst gilt ja fälschlicherweise vornehmlich unter Touristen als nördlichster Punkt Europas. Zum wirklich nördlichsten Punkt müsste man noch über einen Wanderweg zu Fuß weitermarschieren, aber das tut sich kaum jemand an. Knivskjelodden (und auch das Nordkap) liegen übrigens auf der Insel Magerøya, und es ist natürlich strittig, ob sie damit zum Festland Europas gehören. Seit 1999 ist Magerøya aber durch einen etwa 7 km langen Tunnel erreichbar - und das ist zumindest für meine Definition (Festland = von Wien aus ohne Schiff oder Flugzeug erreichbar) ausreichend.

Der südlichste Punkt Festland-Europas ist die Isla de las Palomas in Spanien und liegt auf einer Breite von 36°00'03''. (Ist leider miltitärisches Sperrgebiet, aber es gibt zum Beispiel hier hübsche Fotos...)

Westlichster Punkt: Cabo da Roca in Portugal, 9°29'56'' westlich von Greenwich.

Der östlichste Punkt Europas ist nicht so einfach auszumachen, weil es hier nicht eine eindeutige Abgrenzung des Kontinents zum Beispiel durch eine Meeresküste gibt. Ich denke, dass die russische Teilrepublik Komi das östlichste zum geographischen Europa gehörende Gebiet ist, und hier wiederrum liegt der östlichste Punkt 66°15'06" östlich von Greenwich.

Österreichs geographische Extremitäten:

Was Österreich betrifft so liegt der nördlichste Punkt auf 49°1'15'' nördlicher Breite, ca. 8 km nördlich von Litschau (Bezirk Gmünd, Niederösterreich).

Der südlichste Punkt liegt auf 46°22'20" Breite, ca. 13 km südlich von Bad Eisenkappel (Bezirk Völkermarkt, Kärnten).

Westlichster Punkt Österreichs: 6 km nordwestlich von Feldkirch (im gleichnamigen Bezirk in Vorarlberg): 9°31'51'' östlich von Greenwich.
Dieser Punkt liegt übrigens auf einem sogenannten Dreiländereck, also einem Punkt, an dem drei Staaten aneinander treffen (hier: Österreich, Liechtenstein und die Schweiz).

Östlichster Punkt Österreichs: 4 km östlich von Deutsch Jahrndorf (Bezirk Neusiedl am See, Burgenland): 17°9‘39" östlich von Greenwich.
An diesem Punkt treffen ebenfalls 3 Grenzen aneinander: Jene zwischen Österreich, der Slowakei und Ungarn. (Es gibt im Übrigen in Europa 42 Dreiländerecke, 8 davon in Österreich).

Und:

Vom nördlichsten Punkt Österreichs zum nördlichsten Punkt Festland-Europas sind es ca. 2.530 km Luftlinie bzw. 3.344 Straßenkilometer.

Vom südlichsten Punkt Österreichs zum südlichsten Punkt Europas sind es ca. 2.037 km Luftlinie bzw. 2.711 Straßenkilometer.

Vom westlichsten Punkt Österreichs zum westlichsten Punkt Europas sind es ca. 1.808 km Luftlinie bzw. 2.383 Straßenkilometer.

Vom östlichsten Punkt Österreichs zum östlichsten Punkt Europas sind es ca. 3.498 km Luftlinie. Straßenkilometer lassen sich da keine angeben, weil (mir) von der Republik Komi keine Straßenkarten vorliegen.

Auch noch interessant:

Am östlichsten Punkt Österreichs (Deutsch Jahrndorf, Burgenland) geht die Sonne ca. 30 Minuten früher auf als am westlichsten Punkt (Feldkirch, Vorarlberg).

Am längsten Tag im Jahr (21. Juni, Sommerbeginn) scheint die Sonne am nördlichsten Punkt (Litschau, Niederösterreich) mit 16 Stunden und 12 Minuten ca. 24 Minuten länger als am südlichsten Punkt (Bad Eisenkappel, Kärnten, Tageslänge: 15h 48min).

Sechs Monate später, am Beginn des Winters (21. Dezember, kürzester Tag im Jahr) kann man sich dafür in Bad Eisenkappel mit 8 Stunden und 35 Minuten über eine ca. 22 Minuten längeren Sonnenschein freuen als in Litschau (Tageslänge: 8h 13min).

Und wo ist der Mittelpunkt?

Berechnet man den Mittelwert aus der nördlichsten und südlichsten Breitengrad Österreichs, und ebenso den Mittelwert aus der östlichsten und westlichsten Längengrad, so landet man ca. 990 m nordwestlich der Königsbachalm (Gemeinde St. Gilgen, Salzburg, in der Nähe des Wolfgangsees).

Aber die Frage nach dem Mittelpunkt eines Landes ist ein eigenes Problem, das sich geometrisch, mathematisch und praktisch gar nicht so einfach lösen lässt und daher an anderer Stelle behandelt werden wird.

26.02.08

And the Oscar goes to ... Austria!

Ganz Österreich ist liegt seit dem 24.2.2008 in einem euphorischen Oscar-Taumel, nachdem wir den ersten Auslandsoscar für Stefan Ruzowitzkys Film Die Fälscher erhalten haben.

In der 80jährigen Geschichte der Academy Awards sind bisher über 30 mal Oscars an Österreicher vergeben worden – die genaue Zahl ist nicht leicht auszumachen, weil ja die Zuordnung als "Österreicher" nicht so einfach ist: Von 1867 bis 1918 setzte sich die Österreichisch-Ungarische Doppelmonarchie aus den beiden Staaten Cisleithanien und Transleithanien sowie dem gemeinsam verwalteten Bosnien und Herzegowina zusammen. Wer damals in Ungarn geboren wurde, wird sich wohl kaum selbst als "Österreicher" bezeichnet haben.

Und ein sehr großer Teil von österreichischen Kulturschaffenden (eben auch: Filmschaffenden) musste Österreich aus bekannten Gründen in der Zeit vor und während des 2. Weltkriegs verlassen und hat unter anderem in Amerika Lebensglück gefunden und berufliche Höchstleistungen errungen, die mitunter mit einem Oscar belohnt wurden. Auch hier könnte man die grundsätzliche Frage stellen, ob die sich als "Österreicher" titulieren lassen, selbst wenn sie hier geboren sind.

Bei einer großzügigen Auslegung gibt es jedenfalls folgende österreichische Oscars:
(Hinweis: Als Jahreszahl ist jeweils das Jahr der Verleihung des Oscars angeführt; in der Regel ist das Entstehungsjahr des Filmes dann ein Jahr zuvor)

6 Oscars:
Billy Wilder, geb. 1906 in Sucha, Galizien (heute: Sucha Beskidzka, Polen):
1946 2 Oscars, jeweils einer als Regisseur und Drehbuchautor von The Lost Weekend
1951 als Drehbuchautor für Sunset Boulevard
1961 3 Oscars, jeweils einer als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von Das Appartement
1988 erhielt er noch den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk

4 Oscars:
Fred Zinnemann, geb. 1907 in Wien:
1952 bester Dokumentar-Kurzfilm: Benjy
1954 als Regisseur von From Here To Eternity
1967 2 Oscars, je einer als Regisseur sowie für den besten Film A Man for All Seasons

3 Oscars:
Maximilian ("Max") Raoul Steiner, geb. 1888 in Wien:
1936 beste Musik zu Der Verräter
1943 beste Musik zu Reise aus der Vergangenheit
1945 beste Musik zu Als du Abschied nahmst
Steiner hatte vermutlich die meisten Oscarnominierungen aller Österreicher: zu seinen 3 Oscars wurde er noch insgesamt 21 mal zusätzlich nominiert, u.a. für die Musik zu Vom Winde verweht und Casablanca

3 Oscars:
Sam Spiegel, geb. 1901 in Jaroslau, Galizien (heute: Jaroslaw, Polen):
1955 Produzent des besten Films Die Faust im Nacken
1958 Produzent des besten Films Die Brücke am Kwai
1963 Produzent des besten Films Lawrence von Arabien
1964 erhielt er außerdem den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk.

2 Oscars:
Harry Horner, geb. 1910, Holitz (heute: Holic, Tschechische Republik):
1950 bestes Szenenbild in The Heiress
1962 bestes Szenenbild in The Hustler
Er ist übrigens Vater des 1953 (in Los Angeles) geborenen James Horner, der ebenfalls bereits 2 Oscars erhalten hat (beide 1998 für die Filmmusik zu Titanic: beste Filmmusik und – mit My Heart Will Go On auch den besten Originalsong)

Jeweils 1 Oscar:

1937: Paul Muni, geb. 1895 als Meshilem Meier Weisenfreund in Lemberg, Galizien (heute: Lwiw, Ukraine): bester Hauptdarsteller in The Story of Louis Pasteur

1938: Joseph Schildkraut, geb. 1896 in Wien, bester Nebendarsteller in The Life of Emile Zola

1938: Karl Freund, geb. 1890 in Königinhof an der Elbe, Böhmen (heute: Dvůr Králové nad Labem, Tschechische Republik): beste Kamera in The Good Earth. 1955 gewann er außerdem den Technical Achievement Award (gemeinsam mit Frank Crandell) für die Entwicklung eines speziellen Belichtungsmessers.

1939: Erich Wolfgang Korngold, geb. 1897 in Brünn (heute: Brno, Tschechische Republik): beste Musik in The Adventures of Robin Hood. Korngold schrieb auch die Filmmusik zu Anthony Adverse, die 1936 als Beste Filmmusik mit dem Academy Award ausgezeichnet wurde. Den Oscar bekam allerdings nicht Korngold, sondern Leo F. Forbstein, damaliger Direktor des Warner Brothers music departments.

1942: Nathan Juran, geb. 1907 in Gura Humora, Bukovina, Austria-Hungary (heute: Gura Humorului, Rumänien): bestes Szenenbild im Film How Green Was My Valley. Das war interessanterweise ein Schwarz-Weiß-Film.

1943: George Froeschel, geb. 1891 in Wien, bestes adaptiertes Drehbuch für Mrs. Miniver

1952: John Alton, geboren als Johann Altmann 1901 in Ödenburg (heute: Sopron, Ungarn): bester Kameramann im Film An American in Paris

1954: Walter Reisch, geb. 1903 in Wien, bestes Originaldrehbuch für Titanic (das war aber nicht der 1998 mit 11 Oscars prämierte Film von James Cameron …)

1959: Frederick Loewe, geb. 1901 in Wien, bester Song in Gigi. Es ist allerdings unklar, ob Loewe (u.a. auch Komponist von "My fair Lady") überhaupt ein Österreicher (im Sinne von: "In Österreich geboren") ist. Manche Quellen geben Wien als Geburtsort an, andere Berlin.

1961: Ernest Gold, geb. 1921 in Wien: beste Filmmusik zu Exodus

1962: Maximilian Schell, geb. 1930 in Wien, bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg. Schell war am Tag der Zeremonie übrigens 31 Jahre und 122 Tage alt, und damit der bisher viertjüngste Oscar-Gewinner in der Kategorie "männlicher Hauptdarsteller" der Geschichte.

1979: Peter Zinner, geb. 1919 in Wien: bester Schnitt in The Deer Hunter

2008: Stefan Ruzowitzky, geb. 1961 in Wien, für den besten ausländischen Film Die Fälscher

Einige bekannte österreichische Nicht-Gewinner (mit zumindest mit einer Oscar-Nominierung)

3 Nominierungen:
Otto Preminger, geb. in Wiznitz (heute: Vyzhnytsia, Ukraine) war 1945, 1960 und 1964 als bester Regisseur nominiert.

2 Nominierungen:
Robert Stolz, geb. 1880 in Graz, war 1941 für den besten Song und 1945 für die beste Filmmusik nominiert

Jeweils 1 Nominierung:
1962: Lotte Lenya, geb. als Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer 1898 in Wien, wurde für die beste Nebenrolle in The Roman Spring of Mrs. Stone vorgeschlagen. Sie ist übrigens die erste und einzige Österreicherin, die jemals für einen Oscar nominiert wurde.

1966: Oskar Werner, geb. 1922 in Wien, nominiert als bester Hauptdarsteller

1986: Klaus Maria Brandauer, geb. 1944 in Bad Aussee, als bester Nebendarsteller in Jenseits von Afrika nominiert. Außerdem stand er bereits 1982 auf der Oscar-Bühne, als er selbige einfach als Hauptdarsteller des besten ausländischen Films( Mephisto) stürmte – aber nur, um seinem ungarischem Regisseur, István Szabó, zu gratulieren.

1987: „38 – Auch das war Wien“ von Wolfgang Glück, nominiert als bester Auslandsfilm

2006: Hubert Sauper, geb. 1966 in Kitzbühel, war Regisseur des Oscar-nominierten Dokumentarfilms „Darwins Alptraum“

Ein Film, bei dem zwar kein Österreicher mitgewirkt hat, der aber Österreich weltberühmt machte, gewann 1966 gleich 5 Oscars: The Sound of Music. Die einzige Österreicherin, die am Film beteiligt war, war (die echte) Maria Augusta von Trapp, geb. 1905 in Wien. Sie schrieb am Drehbuch mit und ist in einer ganz kurzen Szene sogar zu sehen.

Zum Abschluss dürfen wir natürlich Arnold Schwarzenegger nicht vergessen (geb. 1947 in Thal, Steiermark). Auch wenn er selbst nie einen Oscar erhalten hat, hielt er die Statue doch schon einige Male in Händen. Indem er sie den Gewinnern überreichte:
1984 überreichte er den Technical Achievement Award.
1995 übergab er den Irving G. Thalberg Award an Clint Eastwood.
1998 stellte er einen der Kandidaten zum Besten Film vor: Titanic (der Film hat dann tatsächlich 11 Oscars gewonnen).
2000 übergab er den Oscar an John Nelson, Neil Corbould, Tim Burke und Rob Harvey für die Besten visuellen Effekte in Gladiator.

Österreichs Motto für die 81. Academy Awards nächstes Jahr kann also nur lauten:
"We`ll be back!"

20.02.08

In vier Tagen durch Niederösterreich

Letzten Montag, drei Wochen vor der Landtagswahl in Niederösterreich (das ist das größte österreichische Bundesland) hat der amtierende Landeshauptmann seinen Wahlkampf eröffnet. Unter anderem mit dem Hinweis: "Wir haben uns an das Versprechen eines kurzen Wahlkampfes gehalten und starten erst jetzt …"

Nun, es wäre auch noch kürzer gegangen: Wollte der niederösterreichische Landeshauptmann durch alle 21 Bezirkshauptstädte seines Bundeslandes reisen (plus die Statutarstadt Waidhofen/Ybbs), so könnte er das bei geeigneter Routenwahl und unter Einhaltung aller Verkehrsvorschriften in ziemlich genau 12 Stunden schaffen. Selbst wenn er in jedem Bezirk eine einstündige Wahlrede hält und sich noch ein bisschen unters Wahlvolk mischt, wäre er in 3 Tagen leicht durch. Mit Schlafpausen vielleicht in 4.

(Das gilt natürlich nicht nur für den amtierenden Landeshauptmann sondern auch für die Wahlkampfkonvois der anderen Bewerber oder jeden anderen, der einfach alle Bezirke abklappern möchte).

Das ist die Route:

St. Pölten – Lilienfeld – Scheibbs – Waidhofen an der Ybbs – Amstetten – Melk – Krems – Zwettl – Gmünd – Waidhofen an der Thaya – Horn – Hollabrunn – Tulln – Klosterneuburg – Korneuburg – Mistelbach – Gänserndorf – Bruck an der Leitha – Mödling – Neunkirchen – Wiener Neustadt – Baden – St. Pölten.

Will man hingegen seine Rundreise durch Niederösterreichs Bezirkshauptstädte mit der Bahn bestreiten (Abfahrt: 6.28 Uhr, St.Pölten), beträgt die reine Reisezeit im Zug dafür 1510 Minuten, also 1 Tag 1 Stunde und 10 Minuten. Ziemlich genau das Doppelte.

Hier würde es sich empfehlen, die Wahlreden gleich direkt am Bahnhof abzuhalten und dafür jeweils – je nach Fahrplan – etwa eine Stunde einzuplanen.

Da die Bahn auf den meist lokalen Strecken ja nicht 24 Stunden durchfährt, ergeben sich Pausen von selbst und bescheren Übernachtungsaufenthalte in Krems (21.28 Uhr, 1. Tag), Horn (19.24 Uhr, 2. Tag) und Bruck an der Leitha (21.38 Uhr, 3. Tag). Aber man wäre schließlich auch nach 4 Tagen – exakt um 15.27 Uhr des 4. Tages – wieder in der Hauptstadt, St. Pölten, zurück.

07.02.08

Körperteile, die nach Österreichern benannt sind

Es gibt vermutlich nur 5 Österreicher, nach denen Körperteile benannt sind (wobei die Definition eines "Österreichers" hier ähnlich wie bereits in einem vorhergehendem Artikel so verstanden wird: Jemand, dessen Geburtsort zum Zeitpunkt der Geburt innerhalb der damaligen Grenzen Österreichs lag).
Es sind nicht gerade große, bekannte Körperteile; die meisten haben mit der Verdauung zu tun…

Carl Freiherr von Rokitansky, geb. 1804 in Königgrätz (heute: Hradec Králové, Tschechische Republik):
Benannt nach ihm sind "Höhlen" in der Gallenblase, so genannte Rokitansky-Aschoff-Krypten.

Václav Treitz, geb. 1819 in Hostomitz (heute: Hostomice, Tschechische Republik):
Nach ihm ist das Treitz-Ligament benannt (auch: Treitz’sches Band): der Muskel, der einen Teil des Zwölffingerdarms an der Bauchwand befestigt. Die Bauchfelltasche zwischen Blinddarm und hinterer Bauchwand trägt als Treitz-Grube ebenfalls seinen Namen.

Carl Toldt, geb. 1840 in Bruneck (heute: Brunico, Südtirol, Italien):
Die Toldt-Faszie dient ähnlich wie das oben erwähnte Treitz-Ligament zum Befestigen eines Teiles des Zwölffingerdarms an der hinteren Bauchwand.

Anton Gilbert Victor von Ebner, Ritter von Rosenstein, geb. 1842 in Bregenz, Vorarlberg:
Nach ihm sind die Ebner-Drüsen (auf der Zunge) benannt sowie die Ebner-Halbmonde (Endstücke der Speicheldrüsen). Ebenso die Ebner-Linien, das sind mikroskopische Wachstumslinien im Zahn, ähnlich wie "Baumringe".

Joseph Paneth, geb. 1857 in Wien:
Die Paneth-Körnerzellen sind Drüsenzellen im Dünndarm, die aber auch im Magen und im Rektum auftreten.
Nach seinem Sohn, Friedrich-Adolf Paneth, ist übrigens ein Mondkrater benannt. Aber das ist eine völlig andere Geschichte...